Die Nordreportage – Wilde Weiden

Im Mai werden Naturschützer zu Drachenjägern. Am Hamburger Höltigbaum wird der Kammmolch aus den Teichen gefischt und erforscht. Denn wenn die kleinen Drachen erst einmal das Wasser verlassen, bleiben sie unauffindbar.
Aber nicht nur der Kammmolch kann hier überleben. Das weitläufige Naturschutz- und Naherholungsgebiet rund um den Höltigbaum erstreckt sich von Hamburg bis nach Schleswig Holstein und insgesamt 58 Pflanzen- und 78 Tierarten der roten Liste werden hier geschützt.

70 Galloways, 37 Schafe und Ziegen sorgen durch ihr unterschiedliches Fressverhalten dafür, dass das Gebiet nicht verwaldet und der Lebensraum der seltenen Tierarten erhalten bleibt. Mit menschlicher Unterstützung.

Zwei studierte Landwirte, Julia Frenzel und Henrik Pardall vom „Haus der wilden Weiden“ kümmern sich mit Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern um die Tiere. Gemeinsam gucken sie regelmäßig nach den weit verstreuten Galloways, die auch mal auf den Wegen herumwandern oder sich dort schlafen legen, so dass die Spaziergänger einen Bogen um sie machen müssen. Anfassen ist allerdings nicht ratsam, denn diese Tiere sind trotz allem wild und nicht gewöhnt an menschlichen Kontakt.
Auch die Schafe brauchen Unterstützung, Krallen müssen geschnitten werden, Im Winter brauchen sie Heu und wenn das ein oder andere Schaf, seine Lämmchen schon in der kalten Zeit gebärt, sorgen die Mitarbeiter dafür, dass Rotlicht und auch mal ein Fläschchen die Kleinen am Leben hält.
Der Höltigbaum, der zum Hamburger Stadtteil Rahlstedt gehört, bietet beste Voraussetzungen für ein Naturschutzgebiet, denn bis 1992 war hier ein Übungsgelände der Bundeswehr. Panzer pflügten die Erde um und Soldaten übten den Ernstfall. Für Außenstehende war das betreten verboten.
Heute ist dort ein beliebtes Ausflugsziel entstanden, dass seit Beginn der Pandemie besonders gern genutzt wird.
Für die gestressten Großstädter gibt es auch das „Ziegentrecking“. „So eine Wanderung mit den Tieren entschleunigt ungemein“ sagt Svenja Furken über ihre Thüringer Ziegen mit denen sie kreuz und quer durch das Gebiet zieht.

 

Erstsendung: 10.06.2021